Liebe die ertragen kann

Liebe ist kein großes Wort bei uns. Sie ist kein Etikett, das wir irgendwo draufkleben, keine Überschrift, die alles rechtfertigt. Sie ist auch kein Gefühl, das sich durch perfekte Harmonie zeigt. Im Gegenteil: Liebe zeigt sich oft dort, wo es anstrengend wird. Wo man bleibt, obwohl es gerade schwer ist. Wo man zuhört, obwohl man müde ist. Wo man wieder fragt, obwohl die Antwort ausbleibt.

Im Schilfhuus glauben wir an eine Liebe, die nicht idealisiert – sondern trägt. Sie zeigt sich nicht in ständigem Bespaßen oder in Geschenken. Sie zeigt sich im Alltag. Im Brotteig, der morgens vor Sonnenaufgang geknetet wird. Im Aufwischen von verschüttetem Sirup, ohne zu schimpfen. Im Warten auf eine Jacke, die einfach nicht angezogen werden will. In genau diesem Augenblick: Atmen, warten, da sein.

Liebe bei uns bedeutet: Kinder müssen nichts tun, um angenommen zu sein. Und sie dürfen auch scheitern, wütend sein, zurückweichen. Es gibt keine Bedingung, die erfüllt werden muss, um Nähe zu erleben. Aber es gibt Klarheit. Denn Liebe braucht Grenzen, um spürbar zu bleiben. Wer alles darf, verliert sich. Wer nie gespiegelt wird, bleibt allein.

Darum sagen wir manchmal auch Nein. Wir tragen Konflikte aus. Wir stehen ein für das, was uns wichtig ist – und wir erklären es. Immer wieder. Denn Liebe zeigt sich nicht in Nachgiebigkeit, sondern in echter Beziehung. Und die ist manchmal leise, manchmal deutlich, aber immer echt.

Wir lieben nicht stellvertretend für Herkunftseltern. Wir lieben nicht als Ersatz. Wir lieben nicht, um etwas gut zu machen, was vielleicht nie hätte passieren dürfen. Wir lieben einfach – weil wir Menschen begegnen. Und weil wir glauben, dass jedes Kind ein Gegenüber braucht, das bleibt. Auch wenn es gerade nichts zurückgibt.

Die Liebe, die wir leben, hat Wurzeln. Sie ist eingebettet in unseren Glauben, in unsere Haltung, in unser Verständnis von Menschsein. Sie ist nie perfekt – aber sie ist verlässlich. Und sie wächst. Genau dort, wo sie gespürt wird: im Alltag.