Naturverbunden leben

Manchmal reicht es, barfuß über nasses Gras zu laufen, um sich wieder mit sich selbst zu spüren. Manchmal braucht es das Knirschen von Erde unter den Fingernägeln, den Duft von frisch gefallenem Regen auf trockenem Boden, das Beobachten eines Eichhörnchens im Baum – um im Moment anzukommen. Natur macht etwas mit uns. Sie bringt uns raus – und gleichzeitig näher zu uns selbst.

Im Schilfhuus leben wir bewusst nah an der Natur. Nicht als Konzept, sondern als Lebenshaltung. Wir pflanzen, pflegen, jäten, beobachten. Wir gehen raus, auch wenn es regnet oder der Wind weht. Wir lassen Hände schmutzig werden, statt immer sauber zu halten. Wir trauen Kindern zu, Verantwortung zu übernehmen – für Pflanzen, für Tiere, für Abläufe, die von Jahreszeiten geprägt sind.

Ein fester Bestandteil unseres Alltags sind die langen Spaziergänge. Kein Hast, kein Ziel, sondern ein Gehen, Schauen, Entdecken. Die Kinder lernen die Bäume kennen, die Kräuter am Wegesrand, den Unterschied zwischen dem Rascheln einer Esche und dem Flüstern einer Birke. Sie hören den Klang des Waldbodens, riechen den Wechsel der Jahreszeit, spüren, wie sich Luft anfühlt, wenn sie vom See her aufsteigt.

Naturpädagogik bei uns heißt nicht: still dasitzen und auf ein Arbeitsblatt schauen. Es bedeutet: sich bewegen, atmen, wahrnehmen. Die Natur ist ein Spiegel, ein Lernfeld, ein Ort, an dem innere Unruhe Raum bekommt und gleichzeitig zur Ruhe kommen darf.

Wer täglich draußen ist, erlebt sich anders. Nicht als Konsument einer Umwelt, sondern als Teil davon. Die Kinder erleben: Ich bin wirksam – wenn ich ein Huhn füttere, wenn ich achtsam durch hohes Gras gehe, wenn ich erkenne, dass jede Schnecke ihren Platz hat. Diese Erfahrungen machen nicht laut von sich reden. Aber sie wirken nach – tief, still, nachhaltig.

Wir glauben: Wer sich mit der Natur verbunden fühlt, wird achtsamer – mit sich und mit anderen. Und diese Achtsamkeit beginnt nicht mit Regeln, sondern mit Begegnung. Mit echtem Erleben, mit Draußensein, mit Warten, Sehen, Staunen.

Darum leben wir mit Tieren, mit Erde, mit Wind und Wetter. Nicht nur, weil es schön ist. Sondern weil es echt ist. Und weil das Echte heilt.